Honigbienen versus Wildbienen

Autorin: Margit Sigrist, Imkerin
Immer wieder hört man zur Zeit in den Medien den Vorwurf, es gäbe zu viele Bienenvölker in der Schweiz und wir Imker würden damit die Wildbienen konkurrenzieren oder sogar verdrängen. Da wir ImkerInnen auf dieses Thema öfters angesprochen werden und es teilweise sogar zu verbalen Übergriffen in den Sozialen Medien kommt, möchte ich euch hier einige Fakten zu diesem Thema an die Hand geben.
Fakt ist, dass sich die Imkerei einer zunehmenden Beliebtheit erfreut und es nach wie vor Wartelisten für unsere Imker-Grundkurse gibt.
Gerade in den Städten ist dadurch die Anzahl der Neuimker und damit der Bienenvölker teils deutlich gestiegen. Auch viele erfahrene Imker sind teilweise in die Städte gezogen, da die Versorgungslage dort besser und die Gefährdung durch landwirtschaftliche Eingriffe geringer ist.
So kommt es zu einer Massierung von Bienenvölkern, die sicher nicht gut ist. Weder für die Honigbienen, noch für die Wildbienen.
Aber sind die Zahlen wirklich insgesamt so hoch?
Betrachtet man die meist gezeigte Statistik ab 2014, scheint es wirklich eine massive Steigerung von unter 150 000 auf über 183 000  Bienenvölker (2018) schweizweit zu geben.
Sucht man allerdings bei Agroscope nach der Statistik seit 1876, sieht das Bild völlig anders aus.

Selbst wenn man eine weitere, ähnliche Steigerung die letzten 4 Jahre voraussetzen würde, lägen wir mit knapp über 200 000 Völkern gerade mal wieder bei den Zahlen von  1886 und 1918!
Zwischen diesen Jahren waren die Zahlen wesentlich höher (bis über
250 000) und den Höchstbestand hatten wir 1936-1946 mit fast 350 000 Bienenvölkern. Bei den meisten Bauernhöfen waren die Bienen selbstverständlich ein Teil der Tierhaltung…und das in teilweise beeindruckend grossen Bienenhäusern.
Wir können also wohl festhalten, dass ein zu hoher Bienenbestand nicht Auslöser eines Niederganges der Wildbienen sein kann. Es müssen sich andere Faktoren geändert haben.
Tatsächlich taucht die Honigbienenhaltung im Merkblatt des FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) zur Gefährdung und Schutz der Wildbienen von 2016 als gefährdender Punkt überhaupt nicht auf.
Dort werden vor allem der Rückgang der Blütenmenge und -vielfalt und der Verlust der Kleinstrukturen (Hecken, Brachflächen, ungenutzte Abhänge, Feldraine, Wegränder) genannt. Eine Entwicklung, die wir als Bienenhalter leider allzu gut kennen!

 

Nach dem grossen Blühen im Frühjahr fehlt auch unseren Bienen oft die Nahrung und es kommt zu grossen Versorgungslücken.
Nur…wir ImkerInnen können unsere Honigbienen notfalls füttern und so erhalten, auch wenn die fehlende Vielfalt der Pollen negative Spuren hinterlässt und die Bienen anfälliger gegen Krankheiten macht.
Die Wildbienen dagegen kann niemand füttern, sie brauchen unbedingt „Un“Kräuter im Acker, an Feldrainen und in den Gärten, sonst können sie für ihre Nachkommen keine oder nur unzureichende Vorräte anlegen. Zudem ist ihr Flugradius wesentlich geringer als der der Honigbiene, schon 500m schaffen die meisten Arten nicht. Sind sie lange von ihrem Nest weg, steigt auch die Gefahr, das ein Parasit dieses befällt und die Brut ebenfalls vernichtet.
Eine Wildbiene braucht also mehrere Faktoren, um sich erfolgreich  fortzupflanzen: eine Nistmöglichkeit (je nach Art offene Bodenflächen, Pflanzenstängel, Totholz oder gar Schneckenhäuser), eine ausreichende Anzahl passender Blüten in unmittelbarer Nähe (einige sind sogar auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen, wie z.b. die Natternkopf-Mauerbiene) und dann auch eine Verbindung zu den nächsten Beständen ihrer Art, um nicht genetisch zu verarmen.
Das viel zitierte Bienensterben betrifft also vor allem die Wildbienen und sie brauchen unsere Hilfe. Und wie hilft man ihnen am besten?
Schuldzuweisungen an die Adresse der Honigbienenhalter helfen jedenfalls sicher nicht. Denn ich kenne keinen Imker, der sich nicht automatisch auch für die wilden Verwandten seiner geliebten Bienen einsetzt. Sei es mit dem Pflanzen von Bienenweide im eigenen Garten, am Bienenstand (es gibt deshalb auch durchaus Studien, die mehr Wildbienen im Umfeld eines Bienenstandes gefunden haben, als weiter entfernt), im Gemeindebereich oder als „Guerilla Gardener“ im weiteren Umfeld.
Oder im direkten Gespräch mit besorgten Eltern, wenn Efeu-Seidenbienen ausgerechnet den Sandkasten der Kinder für ihre Niströhren gewählt haben oder Hummeln (die genauso zu den Wildbienen gehören) in ein Mäuseloch im „heiligen Rasen“ eingezogen sind.
Oder als Berater für Gartenbesitzer oder Landwirte, die gerne etwas für die (Wild)Bienen tun möchten und nicht recht wissen, was genau am effektivsten helfen würde.
Inzwischen gibt es sogar dementsprechende Kurse über unseren Verband Bienen Schweiz. Denn wer sowieso keinen Honig ernten möchte, der sollte sich am besten mit den Wildbienen beschäftigen und so diesen gefährdeten Bienen helfen. Und das muss man ganz klar sagen: eine Haltung von Honigbienen gegen das Bienensterben ist ungefähr so effektiv wie das Halten von Hühnern gegen den Rückgang von Singvögeln!
Es gibt da einige Firmen, die leider ohne Rücksicht die Aufstellung von zusätzlichen Honigbienenvölkern bewerben oder umgekehrt auch Wildbienenhotels mitsamt Mauerbienen-Kokons verkaufen, was genauso sinnlos ist.
Die Honigbiene ist ein Haustier, das uns neben der Bestäubungsleistung Honig, Wachs und viele andere tolle Produkte schenkt. Die Wildbienen dagegen sind sehr wichtig für die Bestäubung, gerade wenn das Wetter nicht optimal und zu kalt für die Honigbiene ist. Honigbienen und Wildbiene zusammen sind die idealen Partner und so sollte es auch bleiben…beide gegeneinander auszuspielen kann der Sache nicht dienlich sein.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Artikel einige Zahlen an die Hand geben und ein bisschen Klarheit schaffen, um eventuelle Fragen gut beantworten zu können.
Am Schluss möchte ich noch die Tabelle des FiBl anhängen, die zeigt, wie man am effektivsten den (Wild)Bienen helfen kann:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Imker*innentreff 14. Mai 2022

Der Imker*innentreff in diesem Jahr findet von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr beim Imkerstübli im Agro der Landi Tafers statt.
Wir bieten unseren Imker und Imkerinnen eine Plattform für den Austausch, Fragen und Neuigkeiten. Gemeinsam wollen wir zusammen sitzen, über unsere Bienen schwärmen und Erfahrungen teilen.
Gerne wollen wir auch unsere gemachten Erfahrungen mit dem Varrox-Eddy, dem Sublimox und dem Varromat bei der Oxalsäurenverdampfung austauschen. Zeitgleich können, wer noch nicht hat, die verbilligten Medikamente beim Kanton bestellt werden und wer einen Refraktometer hat und diesen justieren möchte, besteht vor Ort die Möglichkeit, dies zu tun durch unsere ausgebildeten Betriebkontrolleure.
In diesem Jahr mit dabei sind Mitarbeiter der Firma BienenMeier aus Künten. Einmalig und genau zu diesem Event offerieren Sie uns dieses Sonderagebot: Event_14 5 22_Tafers_Landi

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme!
Der Vorstand

Waagvolk Heitenried: Apistischer Monatsbericht vom 11.03.2022-09.04.2022

Beutentyp Dadant- Blatt; Lage Südlage in Biohochstammobstanlage; Trachtangebot Hochstammobst, Hecken, Löwenzahn, Mischwald, Bioimkerei geführt nach den Anforderungen von Knospe, Bio Suisse.

Der April macht was er will, dieser Monat macht dem Sprichwort alle Ehre. Mit 30 cm Schnee am ersten und zweiten April und mit 4 frostigen Nächten, die kälteste am Sonntag den 3. April mit minus 4.5°C. Dann in der Woche 14, einige Tage freundlich bis es am Donnerstag und Freitag stark stürmte, am Samstag dann wieder starkes Schneegestöber mit Nordwind. Nach einer frostigen Nacht, am 10. April Sonnenschein mit milden Temperaturen, die Bienen finden Nektar auf den ersten Schwarzdornsträuchern (Schlehe) und den Vogelkirschbäumen. Das Imkerherz schlägt nun höher mit der zunehmenden Entwicklung der Bienenvölker.

Waagvolk Heitenried: Apistischer Monatsbericht vom 11.02.2021-10.03.2022

Beutentyp Dadant- Blatt; Lage Südlage in Biohochstammobstanlage; Trachtangebot Hochstammobst, Hecken, Löwenzahn, Mischwald, Bioimkerei geführt nach den Anforderungen von Knospe, Bio Suisse.

In der zweiten Februarwoche sammelten die Bienen den ersten Pollen der Haseln, in den ersten Tagen des März blühte die Kornelkirsche stark, diese Blüten wurden jeweils nachmittags bei Sonnenschein stark besucht. Sonnenschein der fast zu viel wird in diesem Jahr, die kalten Nächte hält die Vegetation glücklicherweise noch zurück. Es fehlt auch an Feuchtigkeit, in den ersten zwei Monaten des neuen Jahres regnete es nur 49 Liter pro m2 und es gab nur sehr wenig Schnee. Viel zu wenig um die Grundwasserspeicher zu füllen. Der Hausbrunnen auf unserem Betrieb droht zu versiegen.