VSH Varroa sensitive hygiene

Varroabeobachtung und -bekämpfung erlangen im Jahreszyklus der Bienenhaltung mit dem Abschluss der Honigernte ihren Höhepunkt. Welcher Imker träumt da nicht von der „guten alten Zeit“, wo es in Europa noch keine Varroamilben gabe?

Wir wissen, dass die Varroa eine Schlüsselfunktion bei vielen Bienenkrankheiten hat und entsprechend versuchen wir diese Milbe zu bekämpfen. Behandlungen mit Säuren, ätherischen Oelen, Wärmeeinwirkung, Drohnenschnitt, etc., etc.. Was wäre, wenn unsere Bienen ganz einfach „lernen“ würden, selber mit der Varroa umzugehen? Seit geraumer Zeit wird weltweit in diese Richtung gezüchtet und geforscht. In diesem Jahr engagieren sich dabei auch einige Mitglieder der Buckfastzuchtgruppe Freiburg. Mittels Zuchtstoff von Königinnen, welche schon zu einem erheblichen Anteil über die notwendige Varroa-Selbstreinigungskompetenz verfügen, wird versucht diese Kompetenz noch zu erhöhen und weiterzuverbreiten. So wie in der Tierzucht seit Jahrhunderten versucht wird, Fortschritte zu erzielen, so wird nun auch versucht der Varroa Herr zu werden. Erste Teilerfolge sind da. Die Hauptschwierigkeit  scheint bei der Fähigkeit zu liegen, diese Selbstreinigungskompetenz auch weiterzuvererben. Irgendwann wird aber sicherlich auch dieses Hindernis überwunden werden, ohne in die Trickkiste der Genmanipulaiton greifen zu müssen. Wir bleiben dran!

Überlegungen zur Orientierung des kantonalen Bieneninspektorats

Liebe Imkerkolleginnen und -kollegen

Mitte März durften wir einmal mehr die Informationen des kantonalen Bieneninspektorats in Empfang nehmen. Eigentlich schön, so umsorgt zu werden! – Im Umschlag waren das Bestandeskontrollblatt 2016, eine Orientierung über den Feuerbrand mit entsprechendem Verstellverbot, eine Inventarliste für Tierarzneimittel, die Liste der Inspektoren, die Liste der vom Agroscope empfohlenen Imkerei-Präparate mit Abgabestellen und natürlich die Bestellliste für die Produkte zur Varroa-Behandlung 2016, etc. Alles paletti, dachte ich mir. Beim genaueren Durchlesen und nach Diskussionen mit Imkerkollegen sind mir/uns ein paar Sachen aufgefallen, welche doch nachdenklich stimmen:

Auf dem Blatt der vom BGD/ZBF empfohlenen Präparate ist auch Oxalsäure Oxuvar 5,7% aufgelistet. Dieses Produkt muss zum Sprühen mindestens auf die Hälfte verdünnt werden. Niemand sprüht 5,7% Oxalsäure auf die Bienen. Das ZBF hat die Sprühmethode mit 2,1% Oxalsäure empfohlen. Dieses Wissen und eine fachgerechte Verdünnung der Säure sind nicht unbedingt gewährleistet. Das birgt Risiken!

Die Preise für die Oxalsäureprodukte sind exorbitant und übersteigen um ein x-faches die Preise in der Drogerie. Von Verbilligung der Mittel bei weitem keine Spur! Wird hier „Heimatschutz“ zu Gunsten nationaler Vertreiber von Imkereizubehör betrieben?

Die Milchsäure wird zum Verkauf angeboten, obschon sie nicht mehr angewendet werden sollte. Auf der Liste BGD/ZBF wird sie nicht mehr aufgeführt. Was gilt nun?

Es scheint, als ob die Imkerschaft zur neuen Milchkuh des Tierarzneimittelhandels wird und dies mit dem Segen des Veterinäramtes. Wen mag es da erstaunen, dass der Weg über die Landesgrenze immer häufiger angetreten wird. Die Vermutung liegt zudem nahe, dass der/die Verfasser der uns zugesandten Unterlagen nicht wirklich über fundierte Kenntnisse in der Varroabekämpfung verfügen. Persönlich kann ich euch Imkerkollegen nur empfehlen, vor dem Erwerb von Behandlungsmitteln eine fundierte Zweitmeinung  einzuholen. Vermutlich empfiehlt es sich sogar, auf eine Bestellung zu verzichten und dann im richtigen Moment und just-in-time das adäquate Mittel zu kaufen. So vermeiden wir auch die Lagerhaltung von Mittelresten und die akribische Führung von Inventarlisten.

Zur Problematik des Verstellverbotes im x-ten Jahr möchte ich mich hier nicht im Detail äussern. Die Frage sei lediglich erlaubt, ob eine restriktive Massnahme, welche auch nach über zehn Jahren Anwendung nicht wirklich greift, Sinn macht.

Ich wünsche euch trotz allem ein erfolgreiches Imker- und Bienenjahr!

„Zementhonig“

Voller Vorfreude installierten wir am vergangenen Samstag (20.07.2013) unsere Honigschleuder. Wegen den widerlichen Wetterbedingungen im Frühling war dies das  erste Mal. Aber bereits beim Abdeckeln und spätestens als die Schleuder zu hopsen begann, war klar: Nicht viel feiner Waldhonig erwartet uns, sondern Mehrarbeit fürs Wässern der Waben und Zeitverzögerung beim Behandeln der Völker! Ich hätte nicht geglaubt, dass wir bereits nach zwei Jahren wieder mit Zementhonig zu kämpfen hätten. Also Augen auf!

Mehr zu diesem Thema in der einschlägigen Literatur!

 

FN 24.11.2012 – Leserbrief von Simon Spengler zu «Mit den Bienen um die Welt fliegen» – FN vom 17.11.2012

Als Imker las ich mit grossem Interesse Ihre Artikel zum Bienenfilm «More than Honey» und über die Probleme in der Imkerei. Unsere Lage ist wirklich nicht einfach: Trotz intensiver Forschung seit 30 Jahren zeichnet sich noch immer keine Lösung des drängenden Problems mit den Varroa-Milben ab, welcher im letzten Winter ein erheblicher Teil der Schweizer Bienenvölker zum Opfer fiel. Wie ein von Ihnen im Artikel zitierter Imker richtig sagt, gäbe es zwar ein chemisches Mittel, welches gut gegen diesen bösartigen Schädling wirkt und einfach einzusetzen ist. Dieses Mittel ist in einigen EU-Ländern zugelassen und wird dort den Imkern offen abgegeben. In der Schweiz steht es aber nicht auf der Liste der erlaubten Mittel, obwohl in den besagten Ländern bisher keine Rückstände des Mittels in Wachs oder Honig festgestellt werden konnten.

Hingegen sind bei uns andere Chemiekeulen erlaubt und frei erhältlich, die nachweislich Rückstände bilden. Diese Mittel werden halt von den Chemiemultis produziert, welche sich das teure Zulassungsverfahren leisten können.

Natürlich sollte es das Ziel aller Imker sein, möglichst ohne Chemie auszukommen, denn Honig ist ein Naturprodukt. Aber wenn ein Bienenvolk vor dem sicheren Tod steht, weil die natürlichen Mittel zu wenig gewirkt haben, soll man es retten oder einfach eingehen lassen? Im Kanton Freiburg wurde kürzlich ein verdienter Bieneninspektor verurteilt, weil er im Katastrophenwinter 2011 die Bienen zahlreicher verzweifelter Imkerkollegen mit dem unerlaubten Mittel gerettet hat. Hätte er diese Imkerkollegen im Stich lassen sollen?

Die Politik schmückt sich unterdessen gerne damit, den Bienen helfen zu wollen. Beim einfachen Imker ist bis jetzt von der oft beschworenen Hilfe nicht viel zu spüren, was zu immer grösserer Frustration führt. Warum bringt es unser Kanton nicht mal fertig, die erlaubten Mittel gegen die übermächtigen Schädlinge gratis abzugeben oder zumindest verbilligt? Stattdessen will er damit noch Geld verdienen und verlangt dafür überhöhte Preise.

Und wann werden die Paragrafen endlich zum Wohl der Bienen ausgestaltet, nicht zum Wohl wirtschaftlicher Interessen? Das wäre eine wirksame Hilfe für Bienen und Imker.

Autor: Simon Spengler, Schmitten